Obschon viele Sketche Loriots sich um Musik ranken, haben wir hier nur die Ereignisse mit abendfüllendem Charakter und musikalischem Beiwerk aufgelistet, die in den anderen Rubriken völlig verloren gewesen wären.
Ich habe nie vergessen, wie enttäuscht ich als Kind war, wenn der Vorhang aufging und meine Erwartungen nicht erfüllt wurden. Ich hatte gelesen, da sei ein Wald, ein Schloss, das Meer und eine Stadt... Aber auf der Bühne gab es weder Wald noch Schloss, auch kein Meer und keine Stadt. Ich will damit nur sagen, dass man dem Publikum nicht alles vorenthalten muss, wovon man befürchtet, es könne ihm gefallen. Die Sache mit dem Schock ist vorbei. Der Zuschauer hat auf der Bühne schon alles gesehen, was schockieren könnte: Tod, Sex, Blut und Nazis. Damit reißt man keinen Hund mehr vom Sperrsitz. Ich meine nicht, dass man sich um die Probleme drücken soll. Die haben nur langsam eine andere Verpackung nötig. Das ist sicher wahnsinnig schwer, und bei aller Lust stecke ich voller Zweifel. Ich bin mir nur in einem sicher: Der alte verlockende, sündige Reiz der Opernbühne darf nicht auf der Strecke bleiben.
Loriot im Gespräch mit Sabine Keck und Floria Janucci für deren Buch "Die Regie hat das Wort", Georg Westermann Verlag, Braunschweig 1988